Center for Life Ethics
Schaumburg-Lippe-Straße 7
D-53113 Bonn
Etwa 20 Prozent der Menschen in Deutschland sind von einer psychischen Krankheit betroffen. Hierbei sind insbesondere Psychosen aufgrund einer mehrjährigen Vorläuferphase, oftmals beginnend im späten Teenager- bzw. im frühen Erwachsenenalter, einer hohen Symptomlast, einer Verminderung des psychosozialen Funktionsniveaus sowie Stigmatisierungserfahrungen mit erheblichen Belastungen für die Betroffenen verbunden.
In Deutschland bestehen derzeit jedoch kaum spezialisierte Früherkennungs- und Präventionsangebote; in der Folge bleibt bei vielen Betroffenen das erhöhte Risiko, an einer Psychose zu erkranken, unentdeckt. Gleichzeitig führt das Fehlen wirksamer Präventionsmaßnahmen dazu, dass sich der Behandlungsbeginn für Betroffene verzögert, Therapieerfolge ausbleiben und sich Erkrankungen manifestieren bzw. chronifizieren und schließlich auch die Behandlungskosten steigen.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel von CARE, die Risikoabschätzung für Patient*innen mit einem erhöhten Psychose-Risiko zu verbessern und einen Übergang in die Psychose sowie eine Minderung des psychosozialen Funktionsniveaus zu verhindern. Hierzu wird erstmals eine neue klinische Versorgungsform zur Anwendung gebracht: Zum einen wird das individuelle Risiko eines*r Patient*in, innerhalb eines Jahres an einer Psychose zu erkranken und/oder psychosoziale Funktionseinbußen zu erleiden, algorithmisch abgeschätzt; zum anderen wird – darauf basierend – eine an das individuelle Risiko angepasste Frühbehandlung durchgeführt.
Primäres Ziel von CARE ist die Evaluation der klinischen Wirksamkeit dieser neuen präventiv-psychiatrischen Versorgungsform; diese erfolgt im Rahmen einer klinischen Studie und wird durch eine gesundheitsökonomische Kosten-Nutzen-Analyse ergänzt. Darüber hinaus konzentriert sich das Projekt auf die ethischen Implikationen bei der Früherkennung psychiatrischer Erkrankungen sowie auf die ethischen Anforderungen bei der Kommunikation des individuellen Erkrankungsrisikos. Ein weiteres Ziel von CARE ist es, die Auswirkungen einer computer-assistierten Risiko-Prädiktion auf das (Selbst-) Stigmatisierungserleben der Patient*innen zu untersuchen.
Sollte sich die neue Versorgungsform als erfolgreich erweisen, d. h. wirksam sein, eine positiver Kosten-Nutzen-Bilanz haben und ethisch vertretbar sein, kann durch das Projekt CARE eine risikostratifizierte und personalisierte Diagnostik und Therapie für Patient*innen mit einem hohen Risiko für eine psychiatrische Erkrankung entwickelt und in die Regelversorgung implementiert werden.
Projekt CARE
Center for Life Ethics
Schaumburg-Lippe-Straße 7
53113 Bonn
Univ.-Prof. Dr. Eva Meisenzahl (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, LVR-Klinikum Düsseldorf)
Univ.-Prof. Dr. Nikolaos Koutsouleris (LMU München)
Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses (GB-A)
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