Center for Life Ethics
Schaumburg-Lippe-Straße 7
D-53113 Bonn
Ökonomischer Reichtum kann sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammensetzen: Einkommen, Erbschaftsansprüche, wertvolle Kunstobjekte und Autos, luxuriöse Immobilien, Yachten, exklusive Urlaube und vieles mehr. Unklar ist, welche Aspekte von Reichtum die Zufriedenheit der betroffenen Personen steigert und ob Menschen ohne einen ähnlichen Ressourcenzugang in einen qualitativ vergleichbaren Zufriedenheitszustand gelangen können. Kontrovers diskutiert wird auch, welche Auswirkungen individueller Reichtum auf demokratische Strukturen, basale Gerechtigkeitsideale und ökologische Nachhaltigkeitsziele haben kann. Manche Denker*innen wie Christian Neuhäuser, Thomas Picketty und Michael Sandel kritisieren unterschiedliche Aspekte oder Auswirkungen von Reichtum als unsozial, würdeverletzend oder schlicht undemokratisch. Zur Lösung der identifizierten Probleme schlagen Sie unterschiedliche staatliche Instrumente vor, mit denen sich der Ressourcenzugang reicher Menschen einschränken ließe: eine progressive Einkommenssteuer, Erbschaftssteuern, Pfändungen, Verstaatlichungen. Andere Denker*innen beschwören die potentiellen oder historischen Vorteile, die einer Gesellschaft mit reichen Bürger*innen zu Teil wird: Eine höhere Produktivität, belebende Konsumausgaben, höhere Steuereinnahmen und altruistisch motivierte Wohlfahrtsgewinne. Begleitet werden diese Stimmen von einer liberalen Tradition, die den Wert des Schutzes von Exklusivrechten und Privatgütern als wichtigen Grundpfeiler moderner Demokratien unterstreicht. Aus dieser Perspektive erscheinen viele politische Instrumente zur Umverteilung als unmoralische Eingriffe in legitime Freiheitsrechte. Das Seminar befasst sich mit unterschiedlichen Formen des Reichtums und identifiziert die (Rahmen-)bedingungen unter denen Reichtum angesichts der ökonomischen, ökologischen und sozialen Krisen unserer Zeit zu einem moralischen Problem werden kann.
Lehrperson: Dr. Sebastian Müller
Zeit: Mittwochs, 12:15–13:45 Uhr, 09.04.2025–16.07.2025
Ort: Center for Life Ethics, Schaumburg-Lippe-Str. 7, 53113 Bonn (Zugang nicht barrierefrei!)
Der Sozialstaat, wie wir ihn heute z. B. in Deutschland vorfinden, war immer umkämpft und ist es bis heute. Entstanden aus sozialen Bewegungen und politischen Rangeleien ist er häufig auf der gesellschaftspolitischen Tagesordnung, etwa bei der Sicherheit der Rente, den Belastungen im Pflegesektors oder der Bezahlbarkeit im Gesundheitsbereich. Unter dem Schlagabtausch von denen, die mit Begriffen wie „Kostenexplosion“ Vorstellungen der Unbezahlbarkeit von Sozialleistungen schüren und denen, die darin vor allem bloß „demografisierende“ Argumente erkennen wollen, gibt es einen ganz grundlegenden Konflikt, der nicht allein nach ökonomischen Maßstäben entschieden werden kann. Vielmehr geht es um das das Selbstverständnis moderner, pluraler und demokratisch verfasster Gesellschaften, die sich die Frage stellen müssen, was wollen wir uns gegenseitig schulden? Diese Frage muss in einer Selbstvergewisserung darüber entschieden werden, was die Rolle und Reichweite von Sozialstaatlichkeit angeht. Der Beitrag, den die Philosophie und insbesondere die Ethik hier leisten kann, ist es, die Konzepte zu identifizieren und die Bedingungen zu analysieren, unter denen sich plausibel und überzeugend gesellschaftliche Verantwortung für das Soziale rechtfertigen lässt. Dazu gehört auch, die (strukturellen) Probleme des Sozialstaats kritisch zu beleuchten, um eine institutionelle Selbstkritik zu entwickeln, die den Sozialstaat resilienter in Legitimationskrisen macht.
Lehrperson: Peter Bröckerhoff, M. A.
Zeit: Mittwochs, 10:15–11:45 Uhr, 09.04.2025–18.07.2025
Ort: Center for Life Ethics, Schaumburg-Lippe-Str. 7, 53113 Bonn (Zugang nicht barrierefrei!)
Kants Kritik der Urteilskraft ist immer wieder als Rezeptionspunkt politischer Philosoph*innen herangezogen worden. Arendts Einleitungssatz in ihre Lectures on Kant's Political Philosophy muss in diesem Sinne als Provokation gelesen werden, die Urteilskraft als zentrales Element der Grundlegung des kantischen politischen Denkens zu betrachten. Historische wie aktuelle Interpretationen erhärten diesen Verdacht immer wieder.
Im Seminar werden wir uns vor diesem Hintergrund mit der Kritik der ästhetischen Urteilskraft auseinandersetzen, also dem ersten Teil des Buches. Hierbei steht das Verstehen der kantischen Gedanken in Auseinandersetzung mit dem Primärtext im Vordergrund. Wir werden die kantischen Begrifflichkeiten, Beweismodi sowie die klassischen Unterteilungen der kritischen Philosophie, auch im Rückgriff auf die Kritik der reinen Vernunft, kennenlernen, und so ein systematisches Verständnis für Kants Denken entwickeln.
Lehrperson: Nicolas Knecht, M. A.
Zeit: Freitags, 10:15–11:45 Uhr, 11.04.2025–18.07.2025
Ort: Center for Life Ethics, Schaumburg-Lippe-Str. 7, 53113 Bonn (Zugang nicht barrierefrei!)
Freiheiten erlauben es uns, unser Leben nach unseren Wünschen und Überzeugungen zu gestalten und uns in unterschiedlichster Weise zu entfalten. Zudem ermöglichen sie wichtige gesellschaftliche Prozesse und Funktionen.
Andererseits sind Freiheiten nicht grenzenlos, sondern finden ihre Schranken in den Rechten anderer Betroffener. Zudem ist ihre Garantie nicht immer von Dauer: Ihre Reichweite und Ausgestaltung können einem Wandel unterliegen, häufig sind sie auch gezielter politischer Unterdrückung oder verschiedensten anderen Bedrohungen ausgesetzt.
Doch was bedeuten Freiheiten überhaupt, woher kommen sie und welchem Zweck dienen sie jeweils? Wie weit reichen sie und wie sind sie gegen andere Freiheiten abzuwägen? Wie können sie trotz vielfältiger Veränderungen und angesichts von Bedrohungen gewahrt werden?
In dieser Veranstaltung werden wir zunächst jeweils die ethischen und rechtlichen Grundlagen verschiedener Freiheiten beleuchten und ihre Bedeutung, Herkunft, derzeitige Garantie sowie mögliche Herausforderungen aufzeigen. Zusammen ergründen wir die Bedeutung von Freiheiten für unser tägliches Leben und diskutieren gemeinsam, was Freiheiten konkret für uns ausmachen, wie wir sie leben und zukünftig leben wollen und wie wir für ihre nachhaltige Wahrung sorgen können.
Lehrpersonen: Prof. Dr. Christiane Woopen/Dr. Björn Schmitz-Luhn
Zeit: Dienstags, 14:15–15:45 Uhr, 08.04.2025–15.07.2025
Ort: Center for Life Ethics, Schaumburg-Lippe-Straße 7, 53113 Bonn (Zugang nicht barrierefrei!)
Anmeldung: bitte hier klicken
Gemeinsam mit Expert*innen gehen wir auf eine DenkReise zu einer ethisch fundierten Gestaltung von wünschenswerten Zukünften in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Im Haus für junges Denken des Center for Life Ethics stellen Expert*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft ihre Forschung und ihre Ideen zur Diskussion. Am Ende des Semesters folgt nach den Reisen im Denken eine gemeinsame Reise als Exkursion zu einem thematisch einschlägigen Ort.
Lehrpersonen: Prof. Dr. Christiane Woopen/Dr. Björn Schmitz-Luhn
Zeit: Mittwochs, 14:15–15:45 Uhr, 09.04.2025–09.07.2025
Ort: Center for Life Ethics, Schaumburg-Lippe-Straße 7, 53113 Bonn (Zugang nicht barrierefrei!)
Anmeldung: bitte hier klicken
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