Center for Life Ethics
Schaumburg-Lippe-Straße 7
D-53113 Bonn
Angesichts der multiplen Krisen des sogenannten Anthropozäns geraten unsere „modernen“ Konzepte von wissenschaftlichem und technischem „Fortschritt“ zunehmend in die Kritik. Insbesondere feministische und dekoloniale AutorInnen haben gezeigt, dass auch vermeintlich „objektive“ wissenschaftliche Fakten Ausdruck euro-, andro- und anthropozentrischer Perspektiven sind, die letztendlich einer dualistischen Metaphysik entsprechen. Die darin implizite dichotome Aufteilung der Welt in Kultur und Natur, Menschen und Nicht-Menschen, „entwickelte“ und „unterentwickelte“ Menschen und Regionen, naturalisiert dabei strukturelle Ungleichheiten und legitimiert die Ausbeutung der Natur sowie eines Großteils der Menschheit im Namen eines als universell erachteten Fortschrittsmodells. Daraus ergibt sich das Problem, dass unsere derzeitigen wissenschaftlichen Praktiken aufgrund ihrer inneren Logik dazu tendieren, die Ursachen der aktuellen globalen Probleme zu reproduzieren, statt alternative Auswege aufzuzeigen. Andere, bislang vom wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossene, Kosmologien und Wissenspraktiken hingegen scheinen Hinweise auf alternative Lösungswege zu liefern.
Vor diesem Hintergrund werden Forderungen nach einem wissenschaftlichen Dialog mit anderen, marginalisierten Wissenskulturen über mögliche alternative Zukunftsmodelle immer lauter. Ein solcher gleichberechtigter, pluriversaler Dialog setzt jedoch das gegenseitige Verständnis unterschiedlicher Kosmologien und -praktiken voraus. Die wissenschaftlichen Methoden und Räume der Wissensproduktion unterschieden sich allerdings radikal von denjenigen der meisten anderen Wissenskulturen, sodass ein produktiver wissenschaftlicher Dialog mit anderen Wissenskulturen nur schwer vorstellbar ist.
Daraus ergibt sich eine Reihe von komplexen Fragen, wie zum Beispiel:
Das Forschungsprojekt konzentriert sich vor allem auf Erfahrungen, die im Kontext der indigenen Bildung gesammelt wurden, wo seit drei Jahrzehnten mit Methoden interkultureller Wissensproduktion experimentiert wird. Dementsprechend folgt der Forschungsaufbau dem Ansatz einer partizipativen Aktionsforschung unter aktiver Beteiligung von indigenen Forscher*innen mit Erfahrungen in der interkulturellen Bildung und Zusammenarbeit.
Ziel unseres internationalen Forscherkollektivs ist es, die Etablierung pluriversaler Dialoge in der wissenschaftlichen Praxis zu befördern und so zur Dekolonisierung der Wissenschaften beizutragen. Eine auf epistemischer Gleichberechtigung basierende dekoloniale Wissenschaft, so die zu überprüfende Hypothese, könnte in der Lage sein, alternative Problemlösungen zu entwickeln und zur Schaffung einer Welt beizutragen, in der viele Welten gleichberechtigt und solidarisch koexistieren können.
Schwerpunkt "Globalisierung"
Center for Life Ethics
Schaumburg-Lippe-Straße 7
53113 Bonn
Dr. Lui Fernando Sarango Macas (Pluriversity Amawtay Wasi (Rektor), Ecuador)
Dr. José Quidel Lincoleo (Universidad Católica de Temuco, Chile)
Abelardo Ramos (Universidad Autónoma Intercultural Indígena (UAIIN) / Consejo Regional Indígena del Cauca (CRIC), Colombia)
Inocencio Ramos (Universidad Autónoma Intercultural Indígena (UAIIN) / Consejo Regional Indígena del Cauca (CRIC), Colombia)
Marcia Mandepora (Universidad Indígena Boliviana (UNIBOL) Guaraní (Rektorin emerita)/ Instituto Plurinacional de Estudio de Lenguas y Culturals, Bolivia)
Argelander Research Grant, Universität Bonn, gefördert vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW) im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern
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